Sie will den alten Konsum in Kriebitzsch kaufen? Um was zu tun? Das war die Frage, die viele von euch besonders interessierte. Danke dafür und für eure begeisterte Unterstützung. Bereit für einen Blick in die Glaskugel? Dann kommt mit auf eine kleine „Reise“ zum künftigen Kreativkonsum Kriebitzsch.
Es war die Frage des Tages: Was zum Henker will die mit der alten Bruchbude? (Okay, so drastisch hat das niemand von euch formuliert, aber mal ehrlich, so isses doch.) Und wieso fragt die Andere nach einem Euro, statt einfach zu akzeptieren, dass sie selbst nicht genug Kohle hat, sich so eine Hütte zu kaufen? Weil es geht und es völlig legitim ist, eine einfache Ja/Nein-Frage in die Welt zu schicken. Und weil ich unbefestigte Trampelpfaden viel lieber mag, als schnurgerade Teerpisten wie die zwischen Kriebitzsch und Rositz.
Ich bin von Natur aus kreativ gestrickt, eine hoffnungsvolle Optimistin und ziehe die meiste Energie daraus, Probleme so lange zu drehen und zu wenden, bis ich einen Lösungsansatz finde. Egal wie verrückt der vielleicht -erstmal- in anderen Ohren klingt.
Beispiel Kriebitzsch: Ich habe in den letzten Monaten auf den konventionellen Wegen versucht, einen Geldgeber zu finden. Ein Gespräch steht auch noch aus. Aber überall wartete aus ganz unterschiedlichen Gründen ein „Nein!“. Großer Mist, aber genau dann fängt es bei mir im Kopf an zu arbeiten, weil ich an meine Idee glaube und sie erst begraben werde, wenn wirklich alle Möglichkeiten ausprobiert sind und auch diese alternative Finanzierungsvariante nicht zündet. Kann man gut finden oder eben nicht. So einfach 🙂
Einfach mal anders machen

Viel zu schade zum rausreißen, der Fliesenboden im Treppenhaus, Foto: Maike Steuer
So wie Pipi Langstrumpf mach ich mir die Welt, wie sie mir gefällt. Hallo? Als Nicht-Hindu bin ich raus in Sachen Wiedergeburt und habe nur dieses eine Leben, um mich selbst zu verwirklichen und glücklich zu werden. Und keiner weiß, wie viel Zeit man dafür hat!
Meine Idee von meinem „Traumhaus“ ist der Gegenentwurf zu einem Fertighaus aus dem Katalog. Hieße im Falle vom Kreativkonsum: Aus alt mach so neu, wie nötig, um den Charme des Hauses nicht zu zerstören und lass reichlich Raum für kreative Lösungen. Warum nicht alte Zeitungen oder „aussortierte“ Bücher als Raufaseralternative einsetzen? Mit ausrangiertem Geschirr Mosaike im Bad gestalten oder mit Restposten Upcycling betreiben? Oder die Namen aller „Bauhelfer“ an die Wände des Treppenhauses zu schreiben, um zu zeigen, wie viele Menschen gemeinsam großes bewegen können?
Alle guten Dinge sind drei
Mein Konzept ist etagenweise gedacht und entsprechend dreigeteilt: Im EG „wohnt“ das Herzstück, der Kreativkonsum, die erste Etage wird zur Basis für mich, meine Kinder und den Dackel und das Dachgeschoss freut sich über kreative Gäste. So der Plan in kurz und knackig. Öm, so’n bisschen mehr Info wär gut? Hier die ausführlichere Variante:
EG: Kreativkonsum Kriebitzsch

Erster Akt auf dem Weg zum Kreativkonsum: Einmal Sperrmüll, bitte!
Das Erdgeschoss sehe ich als kreatives Experimentierfeld unterteilt in einen „Mach doch-Raum“ für kreative Workshops, Vorträge, kulturelle Events, eine Küche, wo ich für Gäste wie Anlässe backen und kochen könnte (oder auch mal ein Frühstück ans Bett angerichtet wird 😉 und Platz für Nahversorgung 2.1. ist. Wie die konkret aussehen soll, das möchte ich an dieser Stelle (noch) offen lassen, weil das eine Sache ist, die wir gemeinsam ausprobieren und dran feilen sollten. Inspirierende Konzepte, wie Tante Emma im 21. Jahrhundert auftritt, finden sich bereits in einigen Ecken der Republik.
Egal ob „Einfach Unverpackt“-Prinzip, der erste volldigitale 24/7 Tag- und Nachtmarkt in Altengottern, voll „automatisiert“ wie Elfriede – Dein 24h SB-Dorfladen oder als genossenschaftlich betriebenes Hybridmodul aus Laden + Online-Supermarkt im Hinterzimmer wie Tante Enso, Möglichkeiten gibt es reichlich. Die Frage ist: Was passt zu Kriebitzsch, was wünschen wir uns?
Ich für meinen Teil möchte nicht mehr für jegliche Form der Nahversorgung ins Auto steigen müssen, weil mein Zuhause ein reines „Wohndorf“ ist. Das muss doch anders gehen, trotz den Kaufländern, Lidls und Aldis dieser Welt. Die haben vielleicht die günstigen Preise, aber Orte wie der Kreativkonsum könnten ihnen Nähe, Persönlichkeit; Individualität und sehr viel Herz entgegen setzen.
Unser großer Vorteil: Da die Hütte mir im besten Fall bald gehört, steht kein Vermieter hinter uns, der jeden Monat sein Geld einfordert, egal wie die Kasse klingelt. Denn auch wenn der Kreativkonsum eine Art Geschäft werden soll und Einnahmen generieren darf, bietet er vor allem jenes Netz und doppelten Boden zum ausprobieren und in Ruhe feilen, das mir damals als „Cafétante“ in Leipzig fehlte. Ich habe mein Café homeLE geliebt, das Eigenleben, welches sich mit der Zeit entwickelte, die Konzerte, Lesungen, kreativen Menschen, die sich dort trafen und hätte gern weitergemacht. Aber nicht so. Nicht mit diesem stetigen Druck auf den Schultern, den Miete und laufende Kosten erzeugten. Ich hab nichts gegen Geld verdienen, denn ganz ohne läuft der Laden halt nicht, aber „Gewinn“ bedeutet für mich als Sozialunternehmerin auch ein Lächeln, ein tolles Gespräch, ein wunderbar verquatschter Nachmittag, an dessen Ende man nach Hause schwebt. Von daher möchte ich wortwörtlich ein „Traum-Haus“ bauen, wo sich Menschen gestatten, die eigenen Träume hervorzukramen und ihnen eine Chance zu geben. Nicht jeder davon muss fliegen lernen, denn auch Stockenten haben eine Daseinsberechtigung 🙂
OG: Mein Reich
Umziehen kann ich, Studium, Arbeit und Leben sei Dank. Aber jetzt, wo die böse 4 fast unmittelbar vor der Tür steht, bin ich bereit, den Anker zu werfen und anzukommen. Für immer Kriebitzsch? Verrückte Welt, aber ja, ich kann mir das wirklich sehr gut vorstellen 🙂
DG: Platz für Gäste und Landtester

Platz für Gäste unterm Dach, Foto: Maike Steuer
Urlaub in Kriebitzsch? Warum denn nicht? Dass LandLeben seinen Reiz hat, entdecken viele Stadtmenschen in Leipzig, Dresden oder Berlin irgendwann für sich. Besonders oft, wenn sich Kinder dazugesellen. Aber direkt die Koffer packen und ab auf’s Dorf ist dann doch ein Risiko, vor dem sie zurückschrecken. Doch einfach mal für ein paar Tage, für eine Ferienwoche oder so Landluft schnuppern und wortwörtlich Altenburger LandLeben für sich entdecken, könnte eine Option sein. Erst Recht, wenn sie in der vermeintlichen Einöde auf soziokulturelle Angebote stoßen, die sie eigentlich nur in Städten verorten. Dabei hat Kreativität von Natur aus doch viel mehr Platz auf dem Land. Überraschung!
Ob der Dachboden jetzt allerdings eine „Hängematten-Lounge“ wird oder ich mir ein paar Heuballen organisiere oder bis unters Dach Stockbetten baue, daran spinne ich noch. Apropos spinnen: Kreative Dinge, die von Gästen wie Einheimischen im Kreativkonsum gefertigt werden, könnte man auch im Laden veräußern…
Verein gegen Vereinsamung
Aus Erfahrung weiß ich, ein Projekt wie dieses allein stemmen zu wollen, kann eine Weile tatsächlich klappen. Hab ich zweieinhalb Jahre dadurch mit meinem Café homeLE. Viel mehr Spaß macht es aber mit Gleichgesinnten, die sich im noch zu gründenden Kreativkonsum Kriebitzsch e.V. organisieren. Aber das ist noch ein ungelegtes Ei, das noch eine Weile bebrütet werden sollte. Immerhin braucht es sieben Zwerge für die Gründung, eine Satzung und überhaupt. Falls du gerne Mitglied werden wollen würdest, meld dich.
Puh, was ne Menge Text, aber wichtig, weil ich möchte, dass ihr eine Idee von meiner Idee bekommt und wisst, warum ich gerade nach Kleingeld frage. Hast du mal’n Euro? 😉