Eigentlich hätte es jetzt über die Bühne toben dürfen: Das Rumpelstilzchen des Theater Altenburg Gera. Dass es nun zwar nicht das Theaterzelt, aber dafür die Mediathek des MDR aufmischt, dafür sind Schauspieler Manuel Struffolino und seine Kollegen dankbar. Im Gespräch mit „König Gunther“ über ein „bisschen Premierengefühl“ und den Reiz einer goldgefüllten Badewanne.

Das Jahr war definitiv ein sehr theatralisches aber gleichzeitig sehr bühnenarmes Jahr für die Schauspieler des Theater Altenburg Gera. Im Falle von Manuel Struffolino spielte 2020 seine Familie die Hauptrolle. „Von Mitte März bis Mitte September war ich komplett raus. Die Bühne hat mir echt gefehlt“, erzählt der 45-Jährige via Skype. Umso mehr genoss er die vergangenen vier Wochen intensive Proberei für ein „spontanes“ Weihnachtsmärchen: Rumpelstilzchen. „Innerhalb von vier Wochen haben wir das Stück auf die Bühne gebracht“, so Manuel – statt Schneewittchen, das in diesen besonderen Zeiten höchsten mit einem Zwerg und stark dezimiertem Bühnenbild hätte stattfinden können und neben „Pinocchio“. Zwei Häuser, zwei verschiedene Märchen. Ein Novum!

MDR Mediathek: Weihnachtsmärchen „Rumpelstilzchen“

Screenshot Rumpelstilzchen

König Gunther ist völlig drüber

Doch anders als der langnasige Holzkopf, der erst in einem Jahr seine tatsächliche Premiere feiern kann, ermöglichte eine Anfrage des MDR der Inszenierung von Manuel Kressin eine „bisschen Premierengefühl“ und die Chance, in der Filmversion Familien die Weihnachtsfeiertage zu versüßen. Immerhin. „Das wird nahtlos in die „Klassiker“-Reihe an Märchenfilmen eingebunden“, witzelt der zweifache Papa.

Sein Part: Der exzentrische König Gunther, der in seinen insgesamt vier Szenen drei Mal das Gewand und sogar fünf Mal die Krone wechselt und „total drüber“ ist, wie Manuel grinsend anmerkt. „Er ist eine richtige Diva, die man nicht ganz ernst nimmt, wobei ich schon geschaut habe, dass rüberkommt, dass es nicht okay ist, was er mit der Anmut macht.“ (so heißt die Müllerstochter in der Altenburger Variante). Ob sie im echten Leben Freunde wären, „sein“ König Gunther und er, da hat Manuel Struffolino so seine Zweifel. „Er wär auf jeden Fall eine Zumutung. Uns verbindet eine abstruse Form der Zuneigung, obwohl ich ihn eigentlich komplett ablehnen würde.“ Er könne skurrilen Personen schon einen Reiz abgewinnen, wenn sie einen grundguten Kern hätten. „Aber mit so einem wie Gunther könnt ich nicht wirklich befreundet sein, von wegen entweder du machst das, was ich sage oder ich bring dich um. Nee!“

Rumpelstilzchen, Foto: Ronny Ristok

Ein Familienmärchen mit Disneyfeeling

Wobei er das Goldschatzbad, in dem sich König Gunther wonnevoll aalt, nicht ablehnen würde. „Drin baden würde ich in einer Wanne voller Geld vielleicht nicht. Aber man sagt ja so schön, Reichtum beruhigt.“ Anders verhält es sich bei ihm beim Gedanken an mögliche Berühmtheit. So sehr er das Rampenlicht liebt und die damit verbundene Aufmerksamkeit, ständig beobachtet zu werden, wär nichts für den Hobbysänger. „Das wär mir zu anstrengend ;-)! Ich freu mich, wenn ich in Altenburg übern Markt laufe und erkannt werde. Aber schon in Rositz kennt mich kein Schwein und das ist völlig in Ordnung so!“, erzählt er lachend und ergänzt: „Selbst am Theater in Gera werden wir Altenburger manchmal vom Einlasspersonal gefragt, wer wir denn sind.“

Binnen einer Stunde erzählt Manuel Kressin die Geschichte vom leicht derangierten Goldspinner. Bereichert durch Lieder von Olav Kröger, mit einer starken Müllerstochter und einem paradiesvogeligem König wird das Altenburger Rumpelstilzchen mit seiner Kurzweil die ganze Familie begeistern, ist Manuel Struffolino überzeugt. „Es bezaubert durch intelligente, lustige Texte und kaum hat es angefangen, ist es gefühlt auch schon wieder vorbei.“ Das Wichtige sei immer, dass die Erwachsenen genauso viel Spaß daran hätten, wie die Kinder. „Unser Rumpelstilzchen ist ein Familienfilm mit ein bisschen Disneyfeeling.“

König Gunter mit seinem Erstgeborenen, Foto: Ronny Ristok

Ab Februar vielleicht in echt

Seine Kinder jedenfalls sind bereits Fans und können alle Lieder mitsingen. Wobei es eine bestimmte Aussage von Gunter sei, die sie immer wieder hören wöllten, verrät Manuel: „Bin ich der König? Ich bin der König!“ Welche Hoheitsqualitäten der Wahl-Altenburger tatsächlich hat, davon kann sich die kommenden zwölf Monate jeder selbst überzeugen. So lange ist der Sechszigminüter online verfügbar. Er selbst wird sich den Film an Weihnachten in gemütlicher Runde mit seiner Familie anschauen. „Ich freu mich drauf und bin gespannt auf ihre Reaktionen. Wobei ich es schon sehr strange finde, mir selbst zuzuschauen..“

So Corona will, schafft „Rumpelstilzchen“ im neuen Jahr doch noch den Sprung ins Theaterzelt. Auf die „echte“ Bühne. Ab Februar. Hoffentlich!

Fotos: Ronny Ristok / Theater Altenburg Gera