Ausschließlich gute Nachrichten

Noch einmal neu anfangen

Jahrzehntelang fristete die alte Villa in der Bahnhofstraße in Lucka ein trauriges Dasein – bis Katrin Müller und ihr Mann sie zu ihrem neuen Lebensmittelpunkt erkoren und aufwendig restaurierten. Seit Ende Mai schimmert wieder Licht hinter den Buntglasfenstern im Erdgeschoss, denn hier ist nun das „Cafe Nocheinmal“ zu Hause.

„Villa in Lucka zu verkaufen!“, poppte an diesem bis dahin gewöhnlichen Abend Ende 2016 auf Katrin Müller’s Laptop auf. Weder hatte sie eine Ahnung, wo Lucka lag, noch wo genau sie das Leben geographisch hinführen sollte.  Raus aus Eberswalde ja, aber (leider) nicht an die Ostsee, wo sich kein passendes Haus fand. „So suchten wir eine Weile zwischen Leipzig und Gera, wo mein Mann seine Wurzeln hat“, erinnert sich die gelernte Erzieherin. Und dann war da plötzlich besagte Villa…

Kurzentschlossen fuhren sie die 280 km nach Lucka. Neugierig auf das alte Gebäude und das Städtchen, „wo’s nicht viel gibt, aber genug für uns“, statteten sie dem alten Haus einen ersten Besuch ab. Ein bisschen sei es wie Liebe auf den ersten Blick gewesen, merkt sie grinsend an. „Wenn man heute hier im Garten sitzt, kann man sich nicht vorstellen, wie das hier aussah! Alles völlig verwildert und 50 Jahre nix gemacht! Gekauft haben wir es im Mai 2017 trotzdem!“

Drei Jahre bis zum Ziel

Doch dass das Kapitel „Wiederaufbau“ ganze drei Jahre in Anspruch nehmen würde, ahnte das Paar – zum Glück für die denkmalgeschützte Villa – nicht. Mit dem großen Ziel, so viel wie möglich selbst zu machen, kitzelten sie den Glanz des alten Gemäuers unter „Dreck aus 100 Jahren“ wieder hervor. Eigentlich auf die Fertigung von Fenstern und Türen spezialisierte, löste Katrin’s Mann so manche bauliche Herausforderung auf „internette“ Weise. „Wie man die hübschen Stuckelemente an der Fassade zum Beispiel aufarbeitet, hat er sich auf YouTube angeschaut“, so Katrin lächelnd. Auch sie wuchs über sich hinaus – und entwickelte eine besonders enge „Beziehung“ zum hölzernen Treppenhaus, welches in die werdende Pension hinauf führt. „Ich kenne jetzt jede Stufe persönlich, hab alles abgeschliffen und versiegelt. Aber der Aufwand hat sich gelohnt!“

Schrittchen für Schrittchen ging es voran. Vorteil des Schneckentempos: „Die Leute hatten viel Zeit, sich an uns zu gewöhnen!“ 😉 Von Anfang an wären sie beobachtet worden, hätte es regelmäßig Besucher gegeben, die sich nach dem Stand der Dinge erkundigten oder Hilfe anboten. Gestört hat das die Mitfünfzigerin nie. Im Gegenteil: „Aus einigen Zaungästen von damals sind mittlerweile Stammgäste geworden, die regelmäßig auf ein Stück Torte vorbeikommen“, freut sie sich. Apropos Torte: Wie schwierig war es für sie, berufliches Neuland zu betreten?

Ein 25 Jahre alter Gedanke

Die Cafe-Besitzerin überlegt einen Moment und schaut in den blühenden Garten. „Ich wollte mein altes Leben nicht mehr, denn ich war damals beruflich an einem Punkt angekommen, an dem ich wusste, es muss sich unbedingt und grundlegend etwas ändern“, erinnert sie sich. „Ich hab zu meinem Mann gesagt: Wenn ich schon nach 35 Jahren meinen Job kündige, dann eröffne ich ein eigenes Café, denn den Gedanken hab ich schon 25 Jahre!“ Was das Gewerbeamt nicht davon abhielt, ihrer Idee zuerst ein klares „Nein!“ entgegen zu setzen. Dass sie nun seit über drei Monaten ihre Gäste trotzdem von Donnerstag bis Sonntag mit vier bis fünf verschiedenen Torten und Blechkuchen verwöhnen darf, liegt an einem kleinen Detail. „Kein Kuchenverkauf außer Haus!“

Wobei frisch Gebackenes im Schatten des Walnussbaums mit Blick auf Rasen und Rosen oder drinnen eh viel besser schmeckt. Denn dort wartet herrschaftlich angehauchte Gemütlichkeit. Jedes der alten Möbel hat die Cafébesitzerin selbst restauriert. Fußboden und Türen sind abgeschliffen, die schmückenden Buntglasfenster erneuert. Ein paar fröhliche Kinderzeichnungen an der Wand erinnern an ihren alten Lebensinhalt, als Montage noch nicht der erste Teil ihres Wochenendes waren. „Aber so richtig frei habe ich eigentlich nie“, merkt sie schmunzelnd an, „denn irgendwas ist immer.“ Zu stören scheint sie dieser Mangel an tatsächlich freier Zeit nicht wirklich, wobei: „Nach drei Jahren durchpowern haben wir uns Anfang September den Luxus gegönnt und zwei Wochen Urlaub gemacht. Das war herrlich entspannend!“

Und warum „Cafe Nocheinmal“, wo es doch ihr erster Ausflug in die Gastronomie ist? „Weil wir dieses Haus noch einmal wiederbelebt haben und ich mich freue, wenn Gäste noch einmal kommen. Wenn sie dann das Selbe bestellen, wie beim letzten Mal, weiß ich, es schmeckt!“

Gemütlich eingerichtet

Kaffee-Stillleben

Geöffnet: Do bis So: 13 bis 18 Uhr

Bahnhofstr. 31

04613 Lucka

Tel. 034492 / 26 90 13

Neuste

Mach’s dir „smü“!

Träume brauchen weder viele Quadratmeter noch große Städte, um...

ProvinzGlück gehabt – eine Kritik

Altenburg? Das ist doch die Stadt mit den Spielkarten,...

Paul Stumpp: Freiheit, die ich lebe

Dieses leidige Hamsterrad namens Alltag... Jeder kennt es, viele...

Sorgenwürmchen erobern Altenburg

Seit einer Woche breitet sich eine neue Wurmart in...

Kontakt

Ihr habt tollen Content für ALL, oder wollt einfach in Kontakt treten?
Email: hallo@altenburgerlandleben.de
Anruf & WhatsApp: 01575 16 83 889

Schon gelesen?

Kürbis Heiko und seine Filtertüten

Noch steht er nackig und verlassen am Zschachelwitzer Kreuz,...

Immerkauf in Taupadel hat auf

Seit Mitternacht ist Taupadel um ein Unikat im Altenburger...

Glück im Glas

Eigentlich sollte es nur eine kleine Alternativaktion zur klassischen...

Der Kreativkonsum darf werden!

Nur sechs Wochen sind vergangen, seit ich die Frage...

Lumentics: Innovation made in Altenburg

Manche Dinge sind so einleuchtend, dass man sie einfach...

Mach’s dir „smü“!

Träume brauchen weder viele Quadratmeter noch große Städte, um wahr werden zu können. Sophie Müller ist der beste Beweis dafür. Von Hamburg zog die...

ProvinzGlück gehabt – eine Kritik

Altenburg? Das ist doch die Stadt mit den Spielkarten, den vielen wunderbaren, wenn auch größtenteils leerstehenden, Prachtbauten. Die Stadt der Alten, höhö, der Name...

Paul Stumpp: Freiheit, die ich lebe

Dieses leidige Hamsterrad namens Alltag... Jeder kennt es, viele legen darin einen Marathon zurück - und schaffen den Ausstieg trotzdem nicht. Auch Paul Stumpp...