Nur sechs Wochen sind vergangen, seit ich die Frage nach dem einen Euro das erste Mal gestellt habe. Verrückt, was seitdem passiert ist. Die beste Info vorweg: Die Aktion hat sich ähnlich einem Pokemon weiterentwickelt zu einem stetig wachsenden (Lebens)projekt. Der Kreativkonsum wird werden!
„Wenn du willst, komm doch auf einen Kaffee vorbei.“ Keine zwei Stunden nach dieser Facebook-Nachricht sitze ich mit Anja und ihrer Mama zusammen und quatsche über das Vorleben „meines“ Konsums. Über Aufbrüche und Umbrüche, die Wende und das Ende vom kleinen Supermarkt im Ortskern. Dass wir uns gerade erst kennenlernen, fällt gar nicht ins Gewicht, denn das Thema verbindet uns mehr, als es das Wetter oder die neusten Corona-Updates je könnten. Denn Anjas Mama leitete die letzten zehn Jahre vor Schluss die Geschicke des „C-Markts“ und kennt das Erdgeschoss noch in hübsch mit gut bestückten Regalen. So spannend!
Tolle neue Leute
Das Verrückte: Die Beiden sind bei weitem nicht die Einzigen, die seit dem Start von #hastdumalneuro in mein Leben getreten sind. Da gibt es die Familie aus Leipzig, die am Wochenende an ihrem kleinen Fachwerkhäuschen im Dorf bastelt. „Unsere“ Vereins-Martina, die selbst kurzum erst nach Kriebitzsch übersiedelt und durch das Projekt das Gefühl von Anschluss hat. Eine alte Bekannte, die ich noch aus meinen „Unterdruck“-Zeiten kenne (für die Jüngeren: Das war Anfang des Jahrhunderts eine Jugendzeitung in Altenburg ;-). Wie ich inzwischen weiß, wohnt sie zufällig genau wie zahlreiche ihrer Verwandten im Ort. Und natürlich Daniel, meinen künftigen Nachbarn und „Tippgeber“, Vereinsvorsitzenden und Unterstützer, ohne den diese Geschichte nicht hier, sondern irgendwo sonst im Altenburger Land vielleicht ihren Lauf genommen hätte.
Kriebitzsch isses
Ja, vielleicht stehen in so manch anderem Nest hübschere Häuser, die einzugsbereiter wären und nein, dass Kriebitzsch der richtige Ort für mich ist, um den Anker zu werfen und sesshaft zu werden, darauf wäre ich allein nie gekommen. Aber das ist ja das Schöne am sich öffnen für die Ideen anderer. Für Hinweise und Zeichen, die das Leben wie Salz in den Alltag streut, um uns zumindest ein bisschen Orientierung zu verschaffen. Sie führen dich im besten Falle an deinen passenden Lebensmittelpunkt.
Die Finanzierung steht
Über 2400 HastdumalnEuros tummeln sich durch die Spendenaktion mittlerweile auf der „Haben“-Seite – und noch viel tollerer: Ein ausgewachsener Kredit einer richtigen Bank! Diese Info sackt bei mir seit knapp drei Wochen, aber führt immer noch zu latent verwundertem Kopfschütteln. Ohne Witz, das grüne Licht vom Finanzinstitut hat mich völlig umgehauen! Weil es mir tatsächlich die Chance gibt, groß zu denken und das Haus so zu gestalten, wie ich es mir vorstelle. Um dann im nächsten Schritt die Spendengelder anzufassen und sinnstiftend im Erdgeschoss zu verbauen. Das Fundament für das Konzept haben wir Ende Februar in Vereinsform gegossen und den Kreativkonsum gegründet, denn auch wenn ich des Multitaskens mächtig bin, zusammen spinn ich lieber.
Zwar nötigt mich das elende Virus grad dazu, noch ein paar Wochen die Füße ruhig zu halten, bis der ganze Papierkram erledigt ist und die Baumaßnahmen beginnen können. Doch die Vorfreude steigt trotzdem. Auf die anstehenden Veränderungen und die Möglichkeit, mir das Gebäude zu eigen zu machen – mitten im Dorf und vor allem gemeinsam. Auf diese Chance habe ich seit Jahren gehofft. Bin gespannt, wie die Reise weitergeht!