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Eismarie: Zurück in die Zukunft

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Was hat ein Fahrrad mit Softeis zu tun und wie kommt frau als Informatikerin darauf, plötzlich alles auf bunten Waffeln und alte Maschinen zu setzen? Willkommen in der Welt von Jessica Burkhardt und Heike Bürger, der Altenburger „Eismarie“.

Das Kraftsdorf-Töppeln ihrer Kindheit schmeckt nach Softeis. Viel Softeis, das Jessica Burkhardt in Oma’s Thermobehälter für die ganze Familie holte. Das Eiscafe in dem kleinen Ort bei Gera und Jessi’s Erinnerungen an damals haben beide die Zeit überdauert – und letztere Jahrzehnte später ein leckeres Eigenleben entwickelt. Zusammen mit ihrer Mama Heike Bürger versorgt die 35-Jährige als „Eismarie“ seit Anfang März alle Fans von original DDR-Softeis mit regelmäßigem Nachschub. „Ich merke erst jetzt, wie sehr es mir entspricht, selber zu machen“, schwärmt die studierte Informatikerin. „Ich habe zwar schon immer freiberuflich gearbeitet, aber da führst du letztlich auch nur die Aufträge anderer aus“, so Jessica. Dabei gärte die Idee, „zusammen mit Mama etwas groß zu  machen“, schon sehr lange in ihrem Hinterkopf…

Rückblende in den Sommer 2019…

Andere Menschen erobern fremde Städte bei einem Kaffee oder vom höchsten Aussichtspunkt, Jessica findet Softeis. „Das ist so eine Macke von mir. Egal wo ich bin, ich suche nach einem Softeisladen“, verrät sie lachend. Mit dem immer gleichen Ergebnis: „Wieso gibt es überall immer nur Schoko-Vanille oder wenn’s hoch kommt Erdbeer-Vanille?“, fragte sich die Mutter einer kleinen Tochter – bis sie in Leipzig einen kleinen Eisladen entdeckte, der anders war. „Softeis in den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen. Ich war begeistert!“ Das jetzt in der „harten“ DDR-Variante aus Kindertagen. Kompakter und nicht so schnell weg laufend… Die Vorstellung in ihrem Kopfkino begann…

Sie grübelte und fing an, ihren Freund mit ihrer Idee zu nerven. „Manchmal sogar mitten in der Nacht. Der Gedanke ließ mich einfach nicht mehr los, das DDR-Softeis von damals in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen zu verkaufen“, erzählt sie grinsend. Vergessen waren die Überlegungen zu selber was kochen oder backen, liefern oder bewirten, die sie mit ihrer Mama schon so oft, aber immer auf der Stelle tretend, durchgespielt hatte. Mit dem Eis war es anders. Es entwickelte eine Eigendynamik, mündete in stundenlange Recherchen nach „echten“ DDR-Eismaschinen und ließ sie Altenburg, ihren neuen Lebensmittelpunkt seit einer Weile, aus einem neuen Blickwinkel betrachten. „Bei jedem Spaziergang suchten wir nun nach der richtigen Ecke für unseren Laden“ – und wurden unweit des Kunstturms in der Wallstr. 3 fündig.

Ein Eisladen namens Marie

Mit dem unterschriebenen Mietvertrag Ende Dezember in der Tasche gab es kein Zurück mehr. Die Weichen für einen turbulenten Start ins neue Jahr waren gestellt. Während ein Teil Freunde und Familie den kleinen Laden auf links drehten, packte der Rest Heike Bürger’s Leben in Gera in Kisten. Sie kündigte Bürojob und Wohnung und siedelte in die Skatstadt über. „Eine große Verantwortung für mich, denn keiner konnte ja sagen, ob wir mit unserem Konzept über die Runden kommen werden“, merkt Jessica an. Aber ihr sei es wichtig gewesen, die Familie wieder enger beieinander zu wissen. „Für meine Tochter und mehr Oma-Zeit!“

So klar und ohne Firlefanz der gestrickte Plan für das Innenleben des Ladens, so namenlos das „Baby“, welches sie gemeinsam in die Welt zu setzen gedachten – bis der beste Kumpel ihres Mannes sich Eis auf Lebenszeit mit einer pfiffigen Idee sicherte. „Wieso nennt ihr den Laden nicht Eismarie?“, schlug der passionierte Fahrer eines Drahtesels namens „Marie“ eines Abends in gemütlicher Runde vor und erntete einheiliges Nicken. Passt!

Auf, zu und wieder auf

Am 18. März durften die beiden wichtigsten „Mitarbeiter“, zwei gemütlich brummende Eismaschinen älter als Jessica, zum ersten Mal zeigen, was in ihnen steckt. Obwohl von vorn herein ausschließlich als Straßenverkauf gedacht und damit ziemlich „coronakompatibel“, blieb das Verkaufsfenster fünf Tage später wieder zu. Ein Anfang ganz und gar nicht nach dem Geschmack der beiden Gründerinnen. Umso mehr freuten sie sich über den Neustart am 4. April und die wachsende Menge eisschleckender Menschen, die den Weg zu ihnen finden. „Vor allem am Wochenende ist der kleine Park am Fuße des Kunstturms richtig gut besucht und die meisten haben ein Eis von uns in der Hand“, berichtet Jessica stolz.

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Jeden Tag schmeckt’s anders

Sie sei froh, diesen Schritt gewagt zu haben – wobei sie auch ihrem alten Job weiterhin die Treue hält. „Zwei Tage die Woche arbeite ich in der EDV der Psychiatrie. Dort bin ich viel zu gerne, als diese Tätigkeit aufzugeben“, betont sie. Doch der Rest gehört der „Eismarie“!

Gefragt nach ihrer absoluten Lieblingseissorte muss Jessica nicht lange überlegen: Marzipan! Von ihr selbst erfunden und am vergangenen Wochenende zum ersten mal auf der „Heute im Angebot“-Tafel zu finden. Und was ist mit Schoko-Vanille? Wie es einem echten Klassiker gebührt, darf der sich jeden zweiten Tag dazu gesellen – in Abwechslung mit Erdbeer-Vanille ;-).

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