Kleingärtner verdrehen die Augen, wenn man von ihm spricht: Bambus! Für Andreas Flatau jedoch ist das asiatische Gewächs der Stoff, aus dem seine Lampen gemacht sind. Zu Besuch in der Gründerwerkstatt.
Andreas Flatau ist 38 Jahre alt und Dreifachpapa. Während Tochter Leonie und Sohn Tim schon eine Weile durch den Garten hinterm Haus flitzen, lernt sein jüngstes „Baby“ gerade erst ganz langsam laufen. Denn der gebürtige Geraer ist Vater eines Gedankens, der ihm im Oktober 2019 kam und seinen beruflichen Weg Richtung Selbständigkeit lenkte: Wie lässt sich natürliches Sonnenlicht in Lampenform einfangen? Mit Lanama!
Rückblick ins Jahr 2018
Irgendwo in Bayern nimmt Andreas die Abfindung seines bisherigen Arbeitgebers an. Statt weiter als Elektronikentwickler in Festanstellung zu arbeiten, packt er Frau und Kleinkinder ins Flugzeug und verweilt drei Monate auf Teneriffa. „Eigentlich wollten wir in der Elternzeit eine ausgedehnte Europatour machen, doch unsere Tochter mochte kein Auto fahren“, erzählt er grinsend. Zurück in Deutschland richtete sich ihr Blick zurück gen Heimat. Wieder näher ran an die Familie in Gera, irgendwohin, wo Gemeinschaft gelebt wird und andere Familien leben, wünschte sich das Quartett. „Schrittweise“, wie Andreas es beschreibt, näherten sie sich wieder an: Die Heimat und die Flataus. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Lobstädt zogen sie kurz vor Weihnachten 2019 auf einem Fachwerkhof in Altenburg in ihr neues Zuhause. Zufällig! „Eigentlich wollten wir nach Leipzig, aber erst in Altenburg fanden wir den Ort, der sich für uns richtig anfühlte“, erinnert er sich.
Viel Grün, viel Platz und vor allem andere Erwachsene mit Kindern, die den alten Hof gemeinsam beleben. Ländliche Idylle am Rande der Kleinstadt – mit mehr „Gründerszene“ als gedacht. „In Leipzig hatte ich mich in einem Coworking Space eingemietet, aber dorthin wollte ich von Altenburg nicht pendeln.“ Da sei ihm das Gründerlabor der Stadtmensch Initiative „Ahoi Altenburg“ sehr gelegen gekommen. „Ich schätze den Austausch mit den anderen Gründern sehr. Schon erstaunlich, wie viel Kontakte wir in nicht mal einem Jahr geknüpft haben. Wir fühlen uns wohl hier!“
Mit einer Esstischlampe fing alles an
Während sich die spätnachmittägliche Oktobersonne wacker gegen den Abend behauptet, legt Andreas etwas auf den Tisch, was wie ein langes Lineal mit eckigen Nubsis aussieht, aber in Wahrheit das Herzstück seiner Lampen ist. „Das sind Leiterkarten“, merkt er an, und die kleinen Nubsis jene LEDs, die Licht ins Dunkel bringen. Und zwar in ganz natürlich und „tuneable white“. Tune… was? „Die LEDs können je nach Bedarf in warmem oder kalten Weiß leuchten, was entweder beruhigend oder belebend auf den Körper wirkt, wegen dem unterschiedlichen Blauanteil“, erklärt der studierte Mechatroniker. Beigebracht hat er das den schlauen Leuchtdioden höchst persönlich, „weil es die in fertig nicht zu kaufen gab, aber mein erster Kunde die wollte.“
Was so simpel klingt, ist das Ergebnis monatelanger Tüftelei – am LED-Modul selbst und fortlaufend an einer hübschen „Verpackung“, weil Leiterkarten in nackig wenig hermachen. Eigentlich auf Echtholz geeicht, aber in Ermangelung einer CNC-Fräse stieß er bei seinen Internetrecherchen auf einen Leipziger Bambushandel. Er fuhr hin, kaufte zwei Rohre „auf Verdacht“ und transportierte sie quer durch Leipzig. Per Fahrrad.
Der Ur-Esstischlampe folgten die ersten gefertigten Kundenwünsche und eine erhellende Variante mit entspannendem Schmökerlicht für’s heimische Wohnzimmer. „Die erste Lieferung georgischer Bambus vom schwarzen Meer kam hier Sonntagmorgens um vier Uhr an…“, wirft Andreas lachend ein und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Mit dem Bambus verbindet mich inzwischen eine Hassliebe.“ Denn der exotische Werkstoff ist ein Sensibelchen, wächst selten länger als eine Meter wirklich grade und ist zwar nachhaltig und ökologisch wertvoll, aber von sehr wechselhafter Qualität. „Irgendwann arbeite ich doch noch mit Massivholz!“
„Nur“ zehn pro Monat
Bis es soweit ist, feilt bzw. schleift Andreas weiter am Erfolg seiner „Sonnenlichtlampen“. „Nur“ zehn von den Großen würde er gern jeden Monat in seinem Onlineshop verkaufen, um sein kleines Start-up auf solide Füße stellen zu können. Klingt wenig, bedeutet für den Gründer aber die Welt. Apropos: Nein, Weltherrschaft strebe er mit seiner Erfindung im natürlichem Gewand nicht an. „Der Mond würde auch reichen!“ Wo wir grad beim Blick in die Zukunft sind: „Irgendwann Mitarbeiter zu haben, die die Produktion der Lampen übernehmen, wäre toll. Das Bauen macht mir zwar auch Spaß, aber noch viel lieber tüftele ich!“