Samstagabend machte der Kulturhof in Kleinmecka seinem Namen alle Ehre. Zu Gast: Singer / Songwriterin Inger Nordvik mit ihrem Debutalbum „Time“ im Gepäck und überraschend „natürlichem“ Backgroundchor. 

Inger Nordvik singt „Wolves & Sheep“ in Oslo

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Überrascht sei sie gewesen, entschlüpft es Inger Nordvik grinsend. „Ich hatte keine Vorstellung, was mich hier erwarten würde!“ „Hier“ meint den Kulturhof in Kleinmecka, wo die 33-Jährige am Samstagabend eines ihrer ersten deutschen Post-Lockdown-Konzerte geben konnte. Im Gepäck: Ihr erstes Album, das passenderweise den Titel „Time“ trägt. „Das ist etwas ganz Besonderes für mich, an dieser Stelle zu spielen. An diesem Ort, wo schon sehr viel Zeit vergangen ist“, schwärmt die Norwegerin.

Tierischer „Backgroundchor“

Auch im Boot hört sich's gut zu. Foto: Maike Steuer

Auch im Boot hört sich’s gut zu. Foto: Maike Steuer

Umgeben von viel Grün und vor der Kulisse des wiedererwachenden Wohnhauses schlägt sie sehr gefühlvolle Töne am Klavier an. Ihre sanfte Stimme schwebt melancholisch zum grün bewachsenen Giebel hinauf, wo die tierischen „Backgroundsänger“ alles geben. Nicht der einzige „special effect“, der dieses Landkonzert für die über 50 Zuhörer zu einem Erlebnis macht. Mal brüllt im nahen Großmecka eine Kuh, fliegen zwei Nilgänse schnatternd vorbei. Alle finden’s lustig – auch Inger: „Das ist hier doch kein Solokonzert“, merkt sie schmunzelnd ob des „Chores“ an.

Eigene Songs statt große Arien

Eigentlich als klassische Opernsängerin in Oslo ausgebildet, zog es sie 2013 erst nach Berlin und dann weg von den großen Arien der alten Meister – hin zu selbst geklöppelten Songs über das Leben, die Liebe und das eigene Alltägliche. Verpackt in verspielte, tiefgründige, wie hauchdünne Gewänder, wandelt ihr Gesang auf behutsamen wie kräftigen, ausdrucksvollen Faden. Vergleiche mit Tori Amos oder Kate Bush stören sie dabei nicht – im Gegenteil: „Ihre Platten haben mich durch meine Jugend begleitet.“

Ein „zauberhaftes“ Konzert

Inger Nordvik am Klavier, Foto: Maike Steuer

Inger Nordvik am Klavier, Foto: Maike Steuer

Der Weg nach Kleinmekka führte derweil über den Leipziger Jazzclub „Horn’s Erben“, wo Robert Herrmann auf Inger’s Stimme aufmerksam wurde. Er lud sie ein. Sie nahm dankend an. Der Rest ist kurz nach Neun bereits Teil der neueren Hofgeschichte. Während sich die Dunkelheit über den Kulturhof legt und die sichtbaren Zeichen der laufenden Bauwochen unsichtbar werden lässt, steht Inger vorm Wohnhaus und unterhält sich im Schein der Baulampen mit sichtlich begeisterten Neu-Fans. „Ich mag diese Gespräche. Diese Nähe, die durch so einen besonderen Rahmen entsteht“, schwärmt sie und auch Robert ist mehr als angetan von diesem „zauberhaften Konzert“, wie er sagt.

Noch auf dem Weg zum Auto hallt die Musik in meinem Kopf nach, das schöne Gefühl, endlich wieder live und in Farbe Teil von etwas sehr Berührendem gewesen zu sein. Und die Grillen, als „Aftershow Band“ geben ihr allerbestes.