Anfang Mai verwandelte sich die Rositzer Grundschule Insobeum dank des Projekts „Move in school“ in eine Tanzschule. Höhepunkt der ereignisreichen Woche: Die Abschlussshow im Kulturhaus in Rositz – große Überraschung für alle inklusive.

„Stell dich cool hin! Yep, genauso!“ Die Ansagen von Felix Seifert sind kurz und knackig, während auf der Bühne des Rositzer Kulturhauses die Generalprobe einer ganz besonderen Aufführung ihren Lauf nimmt. Der 30-jährige Leipziger lebt für das Tanzen. Hip Hop und Breakdance Rhythmen begleiten ihn, seitdem er kaum älter war, als jene Mädels und Jungs der vierten Klasse der Rositzer Grund- und Regelschule Insobeum, die sich gerade auf der Bühne „batteln“, also sich grüppchenweise ihre coolsten Moves zeigen. Ausfallschritt rechts, Ausfallschritt links, Arme vor der Brust verkreuzen und immer schön im Rhythmus bouncen.
Klassenzimmer als Tanzfläche für 115 Kinder

Es ist der Vormittag von Tag fünf der mit Abstand „bewegtesten“ Schulwoche des Jahres und zum ersten Mal fügt sich zusammen, was seit Montag auf dem Stundenplan stand: Schritte zählen, Geschichten mit dem Körper statt dem Füller „schreiben“ und tanzen, tanzen, tanzen. Im Rahmen des Tanzprojekts „Move in school“ tauchten die 115 Mädels und Jungs der ersten bis fünften Klassen ein in eine andere Welt.
Eine, in der Klassenzimmer zu Tanzflächen werden und Lampenfieber kein Grund ist, um im Bett zu bleiben. Zusammen mit seiner Kollegin Khanh Vi Pham Do ist es an Felix Seifert, den Kindern Beine zu machen. Ihnen klassenweise, in insgesamt nur vier Schulstunden, eine Choreographie zu vermitteln, die sie am Ende vor großem Publikum präsentieren wollen. „Es hat echt Spaß gemacht mit ‚meinen‘ Klassen“, schwärmt Vi in einer kurzen Pause. „Ich bin immer wieder fasziniert, was alles in den Kindern steckt.“
Große Herausforderung für die ganze Schule
Was dank den Gästen aus Leipzig nach einer entspannten Woche für das Kollegium des Insobeums klingt, entpuppt sich in Wahrheit als „große Herausforderung für alle Beteiligten, in der sogar das Bügeln zum Erlebnis wurde“, fasst es Lehrerin Daniela Hertzsch schmunzelnd zusammen. Denn das ganze Drumherum abseits der Tanzstunden muss die Schule stemmen. Da mutierte der Pausenhof kurzerhand zum Freiluftatelier für die Gestaltung des Bühnenbilds, weiter geübt, an Kostümen gearbeitet, noch mehr geübt und ja, ganz viel gebügelt, damit jede Klasse individuell gestaltete T-Shirts hat. „Das Schönste an dem Projekt für mich war, ganz neue Seiten an vielen Kindern zu entdecken“, schwärmt Hertzsch.
7500 Euro Spende überrascht alle

Diese bekommen auch die Familien und Freunde der Nachwuchs-Tänzerinnen und Tänzer kurz darauf zu sehen. Unter den Zuschauern Bürgermeister Steffen Stange und ein Mann, der eine riesen Überraschung für die Schule im Gepäck hat: Unternehmer Heiko Hucke aus Zechau. Beim Anblick des XXL-Spendenchecks über 7500 Euro, den sein Sohn Danny an die Kinder überreicht, ringt Schulleiterin Annett Kunerl kurz mit den richtigen Worten.
„Das habe ich in meinen 30 Jahren als Lehrerin auch noch nie erlebt“, entfährt es der Pädagogin verblüfft. „Das ist einfach nur toll!“ Denn nur dank der finanziellen Unterstützung von Familie Hucke und zahlreichen anderen Menschen konnte sich die Schule ein Tanzprojekt dieser Größenordnung überhaupt leisten, blieb der Beitrag, den die Eltern beisteuern mussten, für alle machbar. „Und für das übrige Geld finden wir einen schönen Zweck“, verspricht die Chefin.
Einmal tanzen reicht vielen nicht

Dann heißt es Vorhang auf und Bühne frei für die jungen Künstler. Ein kurz vorm Auftritt geflüstertes „Oh Gott, ich kann das nicht“ wandelt sich, kaum dass die ersten Schritt gemacht sind, in pure Freude, Strahlen, Stolz – und dauerklatschendes Publikum. Wer nun glaubt, ein Tanz pro Kind ist Herausforderung genug, der hat die Rechnung ohne die Rositzer Mädels und Jungs gemacht. Manche von ihnen stehen ganze drei Mal auf der Bühne.
So sorgen zusätzlich zum „Klassentanz“ einige Viertklässler mit humorvollem Stummfilmkino für jede Menge Gelächter, bevor 22 Hortkinder das altehrwürdige Kulturhaus mit ihrer mitreißenden Bollywood-Choreo zum Wackeln bringen, die sie mit Maike vom Kreativkonsum Kriebitzsch einstudiert haben. Die Glitzersteine noch auf der Stirn, schlüpfen einige von ihnen danach direkt in die Gardeuniform, denn auch der Rositzer Karnevalclub e.V. lässt es sich nicht nehmen, an diesem Nachmittag dabei zu sein. Und dann, als der vermeintlich letzte Ton verklungen scheint, schallt es plötzlich: „Felix, Felix, Felix!“ aus 115 Mündern.
Überrascht, aber nicht überrumpelt, die Käppi kurz gerichtet und die Sweatshirtjacke übergeworfen, zaubert „ihr“ Tanzlehrer eine Breakdance-Einlage aufs Parkett, die einen würdigen Schlusspunkt hinter diese ganz besondere Woche setzt – und vielleicht für das ein oder andere Kind jene Initialzündung ist, die das Tanzen einst für den 12-jährigen Felix Seifert war.